Interview Dieter Bambaur, Leiter PostLogistics

Interview

Dieter Bambauer, Leiter PostLogistics und Mitglied der Konzernleitung Post, verrät uns im Interview zum Thema E-Mobilität, weshalb er ein Early Mover ist, was er als Tesla-Chef für einen Tag initiieren würde und wie er die Rolle von Post Company Cars wahrnimmt.

Dieter Bambaur

Leiter PostLogistics

Welches war Ihr erstes Fahrzeug mit einem elektrischen Antrieb und in welchem Jahr war das?

Ich kam eher durch Zufall zu einem solchen Fahrzeug. 2013 ging mein Auto kaputt und als Übergangslösung erhielt ich durch unser Flottenmanagement einen der schweizweit ersten Tesla zur Verfügung gestellt. Seither bin ich ein begeisterter E-Auto-Fahrer.

Warum sind Sie ein sogenannter Early Mover in der E-Mobilität?

Wie erwähnt eher zufallsbedingt. Jedoch war ich von Anfang an überzeugt, dass eine alternative Antriebsform kommen wird. Elon Musk hat den Impuls dafür gegeben. Die Technologie ist bestechend, die Logik und Einfachheit sind überzeugende Argumente.

Es ist bekannt, dass Sie auch innerhalb der Konzernleitung aktives Empfehlungsmarketing für die E-Mobilität machen. Welches sind Ihre Hauptgründe, jemandem zu raten, von einem Verbrenner auf ein Auto mit elektrischem Antrieb zu wechseln?

Die Konzernleitung der Post hat eine hohe Technologieaffinität und setzt sich mit dem Thema Mobilität regelmässig auseinander. Es gibt zahlreiche Gründe für einen Wechsel zur E-Mobilität. Zuerst steht sicher das klare Bekenntnis zu einem umweltbewussten Umgang mit der Mobilität. Dazu kommt das pure Fahrerlebnis. Wer einmal ein E-Auto gefahren ist, für den ist jede andere Art der Mobilität absurd.

Was gefällt Ihnen besonders am Fahren mit einem Auto mit E-Antrieb?

Das pure Fahrerlebnis. Es ist ein entspanntes Fahren, das Rekuperieren fördert die Bremsbereitschaft und die Geschwindigkeitsanpassung. Auch aufgrund der Geräuschkulisse ist man permanent in einem ruhigen Modus unterwegs.

Haben Sie auch schlechte Erfahrungen mit E-Autos gemacht oder gibt es etwas, dass Sie bei oder an diesen Fahrzeugen stört?

Bei den heutigen Fahrzeugen auf dem Markt ist die Reichweite kein Thema mehr, damit kann die Schweiz bequem bereist werden. Auf Langstreckenreisen kann das eher eine Herausforderung sein, wobei das Einlegen von Ladepausen auch wieder entschleunigend wirken kann.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht die E-Mobilität bisher entwickelt und was muss noch passieren, damit es nachhaltigen Erfolg hat?

Aufgrund der hohen Technologieaffinität, der starken Kaufkraft und der tiefen Strompreise ist die Schweiz der ideale Nährboden für nachhaltige Entwicklung der E-Mobilität. In anderen Ländern sieht das mit viel grösseren Distanzen und höheren Strompreisen anders aus. Bei uns sind die ökonomischen und strukturellen Rahmenbedingungen gegeben. Die Erkenntnis, dass die E-Mobilität eine substanzielle Alternative zu fossilen Antrieben ist, hat sich etabliert. Durch den Skaleneffekt werden die Preise sinken, es werden mehr Anbieter neue Modelle auf den Markt bringen. Der Teppich ist gelegt, der Markt muss sich nun konsequent weiterentwickeln und die Menschen müssen Erfahrungen mit der E-Mobilität sammeln.

Der Marktanteil an E-Autos in der Schweiz beträgt rund 4 Prozent. Was muss sich politisch und gesellschaftlich in den nächsten Jahren verändern, damit sich E-Fahrzeuge definitiv am Markt durchsetzen können?

Ich bin der Meinung, die Politik muss gar nicht mehr viel machen, sie kann höchstens weitere finanzielle Anreize schaffen. Gesellschaftlich ist das Thema anerkannt. Ein Hauptaugenmerk liegt sicher auf der Ladeinfrastruktur, um die Attraktivität der E-Mobilität weiter zu fördern. Diese sollte als Beispiel bei neuen öffentlichen Bauten systematisch berücksichtigt werden.

Wenn Sie einen Tag lang Tesla-Chef sein könnten, was würden Sie als erstes machen?

Darauf habe ich eine klare Antwort: Ich würde am Morgen das Team zusammennehmen und das Projekt «CyberVan» lancieren. Auf Basis der bestehenden Tesla Technologien würde ich einen Blueprint von einem E-Zustellfahrzeug konzipieren lassen, mit einem Ladevolumen von 11-15 qm3, so wie wir es bei der Post im Einsatz haben und es und weltweit verbreitet ist. Für Tesla ist es möglich, ein solches Fahrzeug mit einem Gewicht von max. 4,2 Tonnen und einer 100 KW-Batterie mit einer Reichweite von >250 Kilometern zu bauen. Ich würde hier den notwendigen Impuls setzen und die Tat- und Strahlkraft von Tesla dafür nutzen, dies zu verwirklichen.

Ein Ziel der neuen Strategie «Post von morgen» ist, dass die gesamte Zustellflotte zukünftig mit elektrischem Antrieb unterwegs ist. Was muss geschehen, damit dies auch umgesetzt werden kann?

Wir haben bereits bewiesen, dass wir das können, u.a. mit den DXP-Dreiradroller. Wir sind schon seit vielen Jahren der Taktgeber auf der elektrischen letzten Meile. Im Segment der Elektro-Nutzfahrzeuge fehlt heute, im Gegensatz zu den E-Personenwagen, ein kompromisslos umgesetztes Konzept seitens der Hersteller. Hier fehlt ein Trendsetter in der Technologie. Das ist eine Tatsache, die wir nicht ändern können. Die Politik hat, auch auf Initiative der Post, im Hinblick auf die technisch notwendige Auflastung (Nutzlast) aufgrund der höheren Gewichte der E-Fahrzeuge, den entsprechenden Prozess ausgelöst. Flankierend könnten gewisse Anreize von Kantonen und Gemeinden helfen, das bevorzugte Befahren der Agglomerationen mit alternativen Antriebstechnologien zu fördern.

Die Post geht bei der E-Mobilität voran, ist es akzeptabel, dafür mehr Geld auszugeben als für herkömmliche Fahrzeuge? Werden überhaupt alle benötigten Fahrzeuge rechtzeitig elektrifiziert sein, so dass die Post ihr Ziel der vollständigen Elektrifizierung auch erreichen kann?

Das Ziel ist ambitioniert, aber realistisch. Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann wir die letzte Meile ausnahmslos elektrisch bedienen. Dies korreliert mit der Strategie der Post, einer signifikanten Reduktion des CO2-Ausstosses. Es gibt noch gewisse Rahmenbedingungen an denen gearbeitet werden muss, so zum Beispiel die Ladeinfrastruktur, vor allem im ländlichen Gebiet.

Die Post engagiert sich bei der Roadmap 2022 des Bundes und der internationalen Initiative EV100. Wie definieren Sie die Aufgabe der Post bei solchen Projekten?

Wir haben eine Vorbildfunktion, sind das grösste Logistikunternehmen der Schweiz und haben einen Grundversorgungsauftrag, der uns verpflichtet Pakete und Briefe täglich in allen Regionen der Schweiz zuzustellen. Es ist unser Ziel und Auftrag, dies so effizient und ökologisch im Rahmen der verfügbaren Technologien umzusetzen. Auch hier gilt es für die Post die Vorreiterrolle zu übernehmen.

Wie sehen Sie die Rolle von Post Company Cars als Expertin für E-Mobilität innerhalb des Konzerns und auch innerhalb der Flottenmanagement-Branche?

Post Company Cars ist die grösste markenunabhängige Flottenbetreiberin der Schweiz und hat profunde Erfahrungen bei jeglichen Fahrzeugkategorien. Mit dem Fahrzeugvolumen und der breiten Präsenz der Post als grössten Kunden gibt es die Möglichkeit, alternative Technologien zu testen. Post Company Cars macht das aktiv seit vielen Jahren. Dadurch empfiehlt sie sich als Expertin und Betreiberin von komplexen Flottenstrukturen, die insbesondere auch alternativen Technologien wie die E-Mobilität berücksichtigen.

Sie sind auf der einen Seite Verwaltungsratspräsident von Post Company Cars, haben aber auch als Kunde Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht. Was hat Ihnen als Kunde besonders gefallen und wo gibt es Optimierungspotential?

Ich habe das Privileg jederzeit hervorragend unterstützt worden zu sein und bin überzeugt, dass das Unternehmen nicht nur auf der technologischen Seite ein Referenzpunkt für den schweizerischen Flottenmarkt ist, sondern auch wenn es um Kundennähe und Customer Experience geht.

Dr. Dieter Bambauer

Dr. Dieter Bambauer ist seit 2009 Leiter PostLogistics und Mitglied der Konzernleitung der Schweizerischen Post. Er studierte und promovierte in Betriebswirtschaftslehre in Münster und Giessen. Nach rund zehn Jahren Logistikmanagement in verschiedenen europäischen Handels- und Industriekonzernen trat er 1999 in die Geschäftsleitung der Kühne + Nagel Management AG, Schindellegi, ein. 2003 wechselte er zur Deutschen Bahn AG und leitete einen Geschäftsbereich der DB Cargo. Von 2005 bis 2009 war Dieter Bambauer CEO der Schweizer Landesgesellschaft der Schenker AG sowie deren Tochter Hangartner AG. Bambauer ist zudem Mitglied des geschäftsleitenden Ausschusses des Lehrstuhls für Logistikmanagement der Universität St. Gallen.